Atomic Blonde - Filmkritik zum Charlize Theron-Thriller

Atomic Blonde - Filmkritik zum Charlize Theron-Thriller

Bild von Nils Zehnder
Veröffentlicht

Beginnend mit der ikonischen Rede des US-Präsidenten Ronald Reagan und dessen berühmten Satz „Mr. Gorbachev, tear down this wall!“ wirft man den Zuschauer an den Vorabend des am 9. November 1989 stattgefundenen Mauerfalls in Berlin. Gefolgt von diversen Bild-, und Audioaufnahmen bekommt man ein Gefühl für die herrschende Situation. Doch dann plötzlich wird der neonfarbige Text „Das ist nicht diese Geschichte.“ eingesprüht. So wird in Kürze verdeutlicht, dass es sich hierbei nur um Hintergrundinformation und nicht um die Haupthandlung des Filmes handelt.

Inszeniert wurde der Film von „Deadpool 2“ Regisseur David Leitch. Dieser kreierte mit Drehbuchautor Kurt Johnstad einen Spionage-Action-Thriller über den Kalten Krieg. Gepaart mit einem größtenteils sehr guten Cast, einem gut gewählten 80er-Jahre-Soundtrack, packenden Actionszenen, sowie gespickt mit der ein oder anderen Nacktszene, kam so ein interessantes und auch durchaus unerwartetes Endprodukt heraus.

1989, Jahr des Mauerfalls. Der britische Agent Gascoine (Sam Hargrave) wird vom sowjetischen KGB Agent Bakhtin (Jóhannes Jóhannesson) erledigt. Da dieser über eine Liste mit Informationen aller derzeit aktiven Agenten und deren Identitäten besaß, entscheiden sich die MI6 Vorgesetzten C (James Faulkner) und Gray (Toby Jones) dazu, ihre Top-Spionin Lorraine Broughton (Charlize Theron) in die geteilte Metropole Berlin zu schicken. Dort angekommen soll sie, in Kooperation mit David Percival (James McAvoy), die Liste in ihren Besitz bringen.

Schon direkt nach ihrer Ankunft ist ihre Tarnung jedoch aufgeflogen und sie gerät ins Visier des KGB. Die erste Attacke überlebt und die erste Begegnung mit dem CIA-Agent Emmett Kurzfeld (John Goodman), sowie der französischen Agentin Delphine Lassalle (Sofia Boutella) gehabt, bleibt ihr nach diversen Intrigen nur noch die Option, sich an den Stasi-Offizier Spyglas (Eddie Marsan) zu wenden. Dieser hat jegliche Informationen der Liste auswendig gelernt und ist daher für Broughton und den britischen Geheimdienst von gleicher Priorität wie die Liste selbst. Gegen eine Überführung in den Westen ist dieser sogar bereit diese Infos preiszugeben.

Trotz der vielen guten Aspekte wurde in „Atomic Blonde“, anders als in Filmen wie unter anderem in „Bridge of Spies“, leider kein großer Wert auf eine originalgetreue Rekonstruktion der Verhältnisse des kalten Krieges gelegt. Wenn auch eine große Auffuhr an 80er-Autos wie Trabis und anderen Gefährten aufgefahren wurden, fühlt man sich dennoch wie in einer etwas verzerrten Neon-Retro Version des alten Berlins.

Begleitet wird der packende und stilistisch kühl gehaltene Action-Thriller von Songs wie „99 Luftballons“ von Nena, über Peter Schillings Kultsong „Major Tom“ und Bands wie Depeche Mode und New Order. Durch gut in Szene gesetzte Nah-, und Fernkampf-Choreografien wirken diverse Kampfsituationen packend und ziehen den Zuschauer mitten ins Geschehen. In typischer „Bourne“-Manier wurde in „Atomic Blonde“ allerdings hauptsächlich auf Nahkampf gesetzt, was dem Film im Endeffekt mehr Spannung verleiht.

Die durchaus überwiegende Brutalität des Filmes versucht man beispielweise mittels einer leidenschaftlichen Sexszene zwischen Charlize Theron und Sofia Boutella auszugleichen, stellt diese aber, passend zum Stil des Filmes, kühl und ohne jegliche Intimität dar. Die Frage wer hier eigentlich auf wessen Seite steht und wem vertraut werden kann, spielt eine große Rolle in der Geschichte und zieht sich bis hin zum Ende des Filmes. Die teils zwar etwas voraussehbaren Wendungen des Filmes tragen dazu bei, dass dieser nicht langatmig wird. Ebenfalls zu erwähnen sind die verschiedenen Nebendarsteller des Filmes. Zum einen gibt es den unterstützenden, nerdig wirkenden, Handlanger Merkel (Bill Skarsgår) sowie Til Schweiger in der Rolle des Uhrmachers.

Diese wirken jedoch nur wie genregängige Stereotypen und tragen wenig zur Handlung und Tiefe des Filmes bei. Entgegengewirkt wird dem durch die äußerst cool wirkende Agentin Lorraine Broughton, dargestellt durch die Oscar-Gewinnerin Charlize Theron. Diese muss sich nicht hinter den großen Genre Vertretern wie Daniel Craig als „James Bond“ oder „Mission Impossible“-Star Tom Cruise verstecken. Jedoch bleibt ihre Rolle im Vergleich zu den bereits von ihr gespielten Rollen, wie die der Furiosa in „Mad Max: Fury Road“, wegen der fehlenden emotionalen Tiefe und dem kaum vorhandenen Hintergrund der Rolle zurück.

Fazit: Am Ende ist „Atomic Blond“ ein klassischer Genrevertreter liefert aber anders als so manch anderer Spionage-Thriller eine packende, durchaus interessante und durchdachte Hintergrundgeschichte. Einzig die teils sehr schwach gezeichneten und austauschbaren Nebendarsteller trüben dieses Bild. Wer jedoch Spaß an knalliger Action in Bond/Bourne-Manier hat, einen Hauch von „Bridge of Spies“ und den 80ern miterleben will, sollte sich Atomic Blond ab dem 24. August 2017 in den deutschen Kinos nicht entgehen lassen.

Szene aus dem Film Atomic Blonde mit Charlize Theron
Szene aus dem Film Atomic Blonde mit Charlize Theron
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Szene aus dem Film Atomic Blonde mit Charlize Theron
Szene aus dem Film Atomic Blonde mit Charlize Theron
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Szene aus dem Film Atomic Blonde mit Charlize Theron
Szene aus dem Film Atomic Blonde mit Charlize Theron
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Szene aus dem Film Atomic Blonde mit Charlize Theron
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Plakat zum Action-Thriller Atomic Blonde mit Charlize Theron
Plakat zum Action-Thriller Atomic Blonde mit Charlize Theron
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AltersempfehlungAb 12
Gesprächswert84%
Mit Material vonUniversal Pictures

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